Sendungsbewusstsein

Kritische Auseinandersetzung mit den Medien

Fefes JF Montag, 21. September 2009

Darauf habe ich gewartet: Dass sich einer findet, der ehrlich und nicht einmal gespielt naiv sagt, er finde das Interview mit dem Piraten-Popp in der „Jungen Freiheit“ gut.
Gestern erschien genau diese Meinung im Fefes Blog:

ich fand das Interview gut und richtig, und ich fand die Antworten von Herrn Popp gut. Die Leute, die da jetzt groß heulen und zähneklappern, haben offensichtlich inhaltlich überhaupt nichts vorzubringen, die Kritik hängt einzig und alleine daran, dass das Interview der Jungen Freiheit gegeben wurde.

Sind wir jetzt soweit in diesem Lande, dass nicht mehr die Frage zählt, sondern wer sie stellt?

Auf der Gegenseite findet aber niemand etwas daran, wenn CDU-Politiker der Springer-Presse Interviews geben. Und die arbeiten mit mindestens so lenkenden Fragen und bringen am Ende nur die ihnen genehmen Auszüge.

Daher rufe ich den Heulern und Zähneknirschern mal folgendes zu: verlogenes Pack!

Da wird sich aber der Qualitätsjournalismus freuen. Warum auch nicht, denn ein Alpha-Blogger gibt hiermit zu, weder von den Neuen Rechten noch von deren Strategien je etwas gehört zu haben. Dutzende von Bücher sind über die Scharnierfunktion der JF geschrieben, alle Tricks der Redaktion wurden auseinander genommen. Die sogenannte bürgerliche Mitte schläft weiter und sieht sich vor braunen Gefahr geschützt und gewappnet.

Dann eben noch einmal kurz:
Antworten des jungen Piraten sind für sich genommen nicht schlecht, auch wenn er manch eine Provokation des erfahrenen Fragestellers eindeutiger zurückschlagen hätte können. Im Kontext der „Postille“ bekommt seine Meinung eine andere Funktion, egal ob er das will oder nicht, ob er das merkt oder nicht. Es ist wie immer ein diffuses Protest gegen das System, gegen die Verfassungsdemokratie. Dafür ist die Neue Rechte da, dafür sind jahrzehntalte Methoden ausgearbeitet worden, um ohne Angst, straffrechtlich belangt zu werden, diese Inhalte weiter zu transportieren, Gift zu streuen und sich über die Sympathisanten in der bürgerlichen Mitte zu freuen.

 

Bodo Thiesen als Stolperstein der Piratenpartei Mittwoch, 19. August 2009

Die Piratenpartei hat ein Glaubwürdigkeitsproblem und ähnelt einer Schnecke. Das Problem hat einen Namen, das ist Bodo Thiesen. Seine Position und sein Umgang mit der Kritik wurden im Netz schon genug besprochen. Der Parteivorstand hat auf die Kritik reagiert, auch wenn das sehr langsam und häppchenweise geschehen durfte. So wurde der gute Mann seines Parteiamtes enthoben und sein Ausschluss beantragt.

Schön und gut, nach Monaten wird es auch nicht jeder mehr wissen, wie es abgelaufen ist. Es bleibt nur ein kleines Hacken an der Story. Bodo Thiesen steht immer noch auf der Wahlliste. Kann mir einer das erklären: Ein so gut wie ausgeschlossenes Mitglied kandidiert im Namen der Partei?

Piraten Thiesen 19.08.2009

Links zum Artikel:
Aufmerksam auf die Story wurde ich durch eine sarkastische und etwas rätselhafte Eintragung bei bov. Den ersten Überblick bekommt man in der Auflistung von mjuenemann sowie bei der Netzeitung. Klarheit verschaffen die dokumentierten Stellungnahmen des Revisionisten Thiesen. (Gerade in dieser ehrlichen Dokumentation liegt ein Plus der Piraten, die Kinder des Internets sind.) Darunter Thiesens Unterscheidung zwischen Überfall und Angriff. Im selben Text glänzt ein Satz, der bis jetzt von keinem der Beobachter extra bedacht wurde. Und zwar eine Aussage über

„ein faschistisches Regime, das aufgrund einer mangelhaften Verfassung in Deutschland von 1933-1945 für 12 Jahre an die Macht kommen konnte[…]“

Aus dem Satz kann man schliessen, die „mangelhafte Verfassung“ sei der einzige Grund gewesen, warum Hitler an die Macht gekommen ist. Hmm…
Dokumentiert sind auch Stellungnahmen des Vorstandes (hier, hier und hier), zickige Reaktion des Helden selbst (Link), der in der Distanzierungskunst geübt ist, wie seine frühere Stellungnahme zeigt. Einige Diskussionsbeiträge dazu sind auch lesenswert (hier, hier und hier). Das Thema wird auch bei Spreeblick diskutiert, darunter mit der rechtsradikalen Beteiligung, die eine verdiente Abfuhr bekommt. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang, dass die Debatte zum Thema im Forum der Piratenpartei weniger heiß läuft (dafür aber lang).