Sendungsbewusstsein

Kritische Auseinandersetzung mit den Medien

Die ekeligsten Texte zugunsten von Guttenberg Freitag, 25. Februar 2011

…seien hier nur verlinkt, um sie später nicht zu vergessen.
Jan-Eric Peters am 20.2.2011 (Link):

Aber: Es ist eben auch keine Staatsaffäre. Denkt man in Ruhe über die bisher bekannten Fakten nach, wird klar: Guttenberg hat gegen die Regeln der Wissenschaft und des Fairplay verstoßen, er hat einen ernsten Fehler gemacht, peinlich noch dazu. Das könnte ihn den Doktortitel kosten und einiges an Glaubwürdigkeit und Sympathie.
Doch ein Rücktritt wäre falsch, vorausgesetzt, es kommen keine Verfehlungen hinzu. Das Feld, auf dem sich Guttenberg beweisen muss, ist die Verteidigungspolitik. Hier liegen unsere Probleme, hier wird seine Tatkraft auch in Zukunft gebraucht. Das hat nicht nur der Anschlag in Afghanistan gezeigt. Die Bundeswehr hat dramatische Nachwuchssorgen, Guttenbergs mutige Reform steht erst am Anfang, sie braucht seine Leidenschaft.
Ein Rücktritt des Ministers wäre aber nicht nur für die Bundeswehr und die Regierung ein schwerer Schlag. Er wäre auch ein Signal an andere hochbegabte und kantige junge Talente, es sich mit einem Einstieg in die Politik und ihre Untiefen besser noch einmal zu überlegen, und das wäre ein Verlust für das ganze Land.

Vera Lengsfeld am 23.2.2011 (Link):

Nein, zu Guttenberg stellte sich seinen Gegnern und machte wieder einmal eine gute Figur.
Er war demütig, charmant, ruhig und souverän. […] Zu Guttenberg hat den Mut gehabt, zuzugeben, dass er sich bei der Anfertigung seiner Dissertation maßlos überschätzt hat. Wenn er in den letzten Tagen gelernt haben sollte, in Zukunft vorsichtiger mit den Karrieren seiner Untergebenen umzugehen, weil er selbst in den Abgrund blicken musste, hat die Debatte sogar einen Kollateral- Nutzen gehabt.
Wie konnte zu Guttenberg die Hatz überstehen, wo sich doch fast der gesamte politisch-mediale Komplex einig war in dem Bestreben, ihn diesmal endgültig zu Fall zu bringen?
Zu Guttenberg ist nicht nur die Ausnahme unter den christdemokratischen Politikern, weil er nicht feige ist. Er hat auch davon profitiert, dass sich die ehemals schweigende Mehrheit zu artikulieren gelernt hat. Bild-Chef Kai Dieckmann war der erste unter den maßgeblichen Journalisten unseres Landes, der erkannte, dass die Causa Guttenberg eine ähnliche Diskrepanz zwischen veröffentlichter und öffentlicher Meinung hervorbrachte, wie der Fall Sarazzin. Bild reagierte promt und verwies auf die Pro-Guttenberg-Plattform im Internet, die innerhalb weniger Tage hunderttausende Unterstützer des Verteidigungsministers vereinte.

Ulf Poschardt am 25.2.2011 (Link):

… je geschickter sich Guttenberg aus der Affäre zog, umso wütender und ungenauer wurden Angriffe und Kommentare. […] Die Anwürfe kamen zu spät, Guttenberg hatte sich entschuldigt, nach allerlei glanzvollen Rollen als strahlender Hoffnungsträger, genialischer Wirtschaftsminister und truppennaher Verteidigungsminister nun sein Rollenfach ins gedeckt Melancholische verlegt. In einer für Politiker denkbar unoriginellen Salamitaktik hatte der Katholik Guttenberg das Ausmaß seiner Sünde portioniert und dabei nicht an – wenn auch wohlklingender – Selbstkritik gespart, dass die moralischen Anwürfe an ihm abperlen mussten. Er definierte für sich das Ausmaß seiner Schuld, legte die Buße in Gestalt von gesenkten Blicke, ruhenden dann abgelegten Doktortiteln selbst fest und tat so, als wäre er fortan mit sich im Reinen. Dabei war er wohl eher mit seiner Performance im Reinen. […] Die Deutschen entwickeln gerade ein pragmatisches, ja realistisches Verhältnis zur Moral. Das dimmt jene fast zwanghafte Neigung zum Überkorrekten, die im Rest der Welt hinreichend belächelt wird. Werte erodieren dadurch nicht, sondern werden im Kontext von Biografie und Lebenswelt eingeordnet. In bester marxistischer Tradition werden Moral und Interessen zueinander in Beziehung gesetzt. So relativiert sich auch die Idee einer metaphysischen Transzendenz.

Die Moral muss zum Leben passen und nicht umgekehrt. […] Karl-Theodor zu Guttenberg ist ein interessanter Fall, weil er enorme Fähigkeiten und Talente besitzt, wie sie im politischen Betrieb nur äußerst selten anzutreffen sind, aber eben auch eine Reihe von Schwächen, die genauen Beobachtern schon vor den Affären aufgefallen sind. […] Dem CSU-Politiker ist aufgrund seiner intellektuellen wie sozialen Begabungen zuzutrauen, dass er aus den Schrammen und Niederlagen lernt. Die meisten Deutschen wünschen sich dies.

Das ist der Poschardt, von dem sogar in der Wikipedia steht, dieser habe “ gefälschte Interviews und Stories publiziert“. Es bleibt zu hoffen, dass Guttenberg auf dessen Lob besonders scharf ist :-)

UPDATE. Ach ja, und Angela Merkel darf hier nicht vergessen werden.
Am 21.2.2011:

Ich habe einen Verteidigungsminister berufen und keinen wissenschaftlichen Assistenten… Das ist, was für mich zählt.

Am 23.2.2011:

Die Entscheidung der Uni Bayreuth liegt auf der Linie dessen, was der Verteidigungsminister vorgegeben hat. Sie macht daher Sinn.