Beide Themen verkaufen sich immer gut, das weiß auch die „Freitag“-Redaktion. Und beides unter einem Hut noch besser. So hat die Wochenzeitung jetzt, also am 28.11.2008 einen Artikel aus der „Guardian“ vom 6.8.2008 übersetzt. Warum so spät? Tja, warum überhaupt, das wäre die richtige Frage.
Tanya Gold schreibt darin über ihre Begegnungen mit Konvertiten, mit deutschen Täter-Nachkommen, die nach Israel gingen und dort zum Judentum konvertierten. In der typischen für die „Guardian“ leicht aufgeregten israelneugierigen Sprache, mit leichtem Anti-Ton, mit der Verwunderung, warum denn diese Menschen überhaupt bereit sind, interviewt zu werden, wo sie doch im Geiste leicht krank sind. Alles leicht und unverbindlich, nett plauderig.
In der deutschen Übersetzung sind zwei Unebenheiten schwerwiegend. Erstens bezieht sich Tanya Gold ständig auf die Telefonate mit Dan Bar-On, dem großen Mann der israelischen Psychologie, der mit seiner TRT-Methode eine Epoche geschrieben hat. Das kann sie nicht wissen, sie plappert nur nach. Nur ist er leider am 4.9.2008 gestorben. Das wird nicht einmal erwähnt, peinlich.
Zum zweiten, klingen alle Leichtigkeiten Golds in der deutschen Sprache und im Kontext der Zeitung anders, noch peinlicher eigentlich.
Es bleibt noch zu erwähnen, dass die englische Originalfassung von Yaacov Lozowick nüchtern und klug auseinandergenommen wurde (Link):
the idea that people want to belong to a victim group, because being a victim carries moral weight. I suppose if you believe that circumstances make of us what we are and human choice is at best of secondary importance, it’s better to be weak and incapable of bettering your condition, than strong and perhaps responsible for your deeds. After all, the end result is that people are flawed, and realilty is never perfect, so the less responsibility you have, the more you can shove onto some others who are stronger, the better.
Aber das ist für die „Freitag“ zu kompliziert, sorry.
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