Einige Tage lang habe ich die Listen bei rivva studiert. Verlinkte, vertwitterte Artikel angelesen, hier und da kommentiert und mich dabei ertappt, dies zu wichtig genommen zu haben. Wieder der Versuchung Widerstand geleistet, mich bei Twitter anzumelden.
Und dann wollte ich einer Idee nachlaufen, die nicht gleich klar war. Rivva, technorati, deutsche Blogcharts und andere wertende Suchmaschinen können nur Leser(=Klick)- und Linkzahl berechnen, nicht Inhalte. Was hilft es mir, wenn ich dem Pfad folge, den ich letzten Endes gar nicht gehen will?
Bei google, icerocket und anderen Tag-orientierten Suchmaschinen kann ich nur jeweils ein Thema verfolgen, und das bedeutet immer wieder Zeitaufwand und richtige Arbeit. Auch hier sind Perlen sehr-sehr selten. Auch wenn diese ihrerseits die Belohnung sind. Meist findet sich eine mir verwandte oder mich weiterbringende Meinung, Äußerung erst in einem weit versteckten Kommentar eines Users, der gar keinen Blog führt und nur einmalig da ist. Die vox populi ist zur Genüge präsent. Alpha-Blogger dienen in diesem Sinne als Katalysatoren, Medien, selten als Think-Thanks.
Das Gesagte ist bestimmt auch nicht neu. Ich probiere doch jetzt etwas weiter zu gehen. Selbst führe ich keinen Blogroll – für mich wäre es zu umständlich, einen solchen zu pflegen. Ein Blogaggregat, wie ich es mir wünsche, gibt es nicht. Man ist gezwungen, ständig durch die Blogrolls der anderen durchzuklicken, in der Hoffnung, Personen und Aussagen zu finden, die einen begleiten können. Was soll mit der Atomisierung des Netzes, wenn schon das reale Leben längst so weit ist?
Die Fragestellung ist also, was steht auf den Blogrolls der Alphas?
Von oben nach unten: Sascha Lobo, aktuell ganz oben, Platz drei. Auf der Seite selbst finde ich nichts für mich. Von den 28 personenbezogenen Blogs auf dem Blogroll kenne ich die wenigsten, die (fast) alle aufeinander verlinken. Nach dem Durchklicken stelle ich fest – alles stimmt. Nicht meine Nische. Keiner von denen wird auch meinen Blog lesen, klar. Die meisten von ihnen interessieren sich sowieso nur für sich, berichten von sich, sehen das Medium Blogging als öffentliches Tagebuch. Das führt mich, der ich sie persönlich nicht kenne, kaum weiter. Das meiste, was sie schreiben, interessiert mich ziemlich wenig, auch weil die persönliche Note darin viel zu stark ist. Oder zu gering. Viel Privates – Menschen, die dem Blogrollbetreiber nahe stehen. Sein Recht, klar. Darüber hinaus einige Entdeckungen – ein anspruchsvoller Blog von Bov Bjerg, ein Sammelsurium an Fundstücke von Peter Glaser. In einem der anderen Blogs – ein gutes Posting über Twitter. Noch weiter wurde ein Fragment aus dem Blog von Dave Winer übersetzt:
People come back to places that send them away. Places like Google, Yahoo, Craigslist, Youtube, even Twitter. These are the mainstays.
Peter Glaser gibt es so weiter (Link):
Die Menschen kommen immer wieder zu Sites zurück, die sie wegschicken. Sites wie Google, Yahoo, Craigslist, YouTube, auch Twitter. Das sind die Hauptumsatzbringer.
Es geht um Wegbereitung, Wegerschließung. „Tragende Säule“ wäre hier besser als „Hauptumsatzbringer“. Noch näher wäre etwas in der Art wie Hauptvermittlung oder Plätze, wo man sich am meisten aufhält. Den Gedanken wollen wir aber aufnehmen. Places sind übrigens auch nicht Sites. Na gut…
So funktioniert die Suche nach dem Brauchbaren. Ich folgte den Spuren der Alphas, bekam am Ende der Kette einen wundervollen Gedanken über die Rolle des Netzes, wobei Sascha Lobo nicht einmal davon weiß. Dazwischen, bei dieser Schnitzeljagd liegen 4 Glieder – und viel Recherchezeit. Wie bekannt, die populärsten Seiten weltweit sind die Sammlungen von skurillen Links wie z.B. Boing Boing. Aktuell eine Fotostory über eine „lebenslustige“ Evelyn. Ich stoppe hier die weitere Recherche bei Rivva und deutschen Blogcharts. Es genügt vorerst.
Wir lernen daraus: einerseits gibt es weiterführende Verweise, die den Besucher auf einen Weg bringen. Sie sind auch ein Magnet, wieder zu uns zu kommen. Andererseits selbstreferenziell sind sie meist, ob der Eitelkeit geschuldet oder dem Medium selbst. Dritterseits enden sie irgendwann bei einem Content, welches ein Gefühl festhält und reproduziert. Um diesem Gefühl nachzukommen, brauchen wir Zeit und Bereitschaft darauf einzugehen. Geistiges Futter brauchen wir im Netz. Dann gehen wir allerdings auf die Jagd nach den nächsten Verweisen. Wenn wir das ständig tun, wer wird eigentliche Inhalte produzieren? Und wenn wir uns weiter im Kreise drehen und dafür Alphablogger beschuldigen, ist das denn richtig?
Soll ich vielleicht doch einen Blogroll herstellen?
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