Sendungsbewusstsein

Kritische Auseinandersetzung mit den Medien

Vielversprechend Samstag, 21. Januar 2006

Ein neuer Name, kluger Text, empfehlenswert:

Emanuele Ottolenghi schreibt seit Jahren in English und Italienisch. Die Welt hat seinen Artikel vom Dezember 2005 jetzt in gekürzter Fassung übersetzt. Daraus:

Gnade, Reinheit, Erbsünde – christliche Vokabeln wie diese tauchen in der Rhetorik akademischer und journalistischer Debatten über die Geburt Israels regelmäßig auf.
Wenn aber die Brutalität, die Israel vorgeworfen wird, dem Projekt, das zu seiner Gründung führte, tatsächlich innewohnte, wie die Vorstellung der Erbsünde nahe legt – wie kann das dann überhaupt wieder gut gemacht werden? Sowohl logisch als auch gewissermaßen theologisch liegt das Heil in der politischen Entsprechung zur Konversion. Dieser Analyse zufolge wäre die Aufgabe seiner Identität als jüdischer Nationalstaat die Bedingung für Israels neues Leben im Zustand der Gnade.

Heute wie gestern ist der jüdische Partikularismus – damals der religiöse, jetzt der staatliche – ein Dorn in Europas Fleisch. Heute wie gestern hieße, den Dorn zu entfernen, sich vom Partikularismus abzuwenden und sich hinterher der herrschenden Form der Erlösung zuzuwenden: damals dem Christentum, jetzt den Lehren des humanistischen Liberalismus.

Vor wie nach der Aufklärung ist es dabei geblieben, daß Europas Eliten sich ihre guten und ihre schlechten Juden leisten. Es gibt solche, die sie vereinnahmen und feiern; und dann gibt es jene, die sie strafen und verdammen. Für die einen ist ein Ehrenplatz unter Europas Sonne frei. Von den anderen hat sich das offiziell pluralistische und tolerante Europa abgewandt.

Die Passagen über N.Chomsky sowie über B.Morris sind auch nicht schlecht… :-)

 

Vom „Untergang“ zum „gewöhnlichen Juden“ Freitag, 20. Januar 2006

Filed under: Deutschland,Film,Medien — peet @ 13:39 Uhr
Tags: ,

Eine bissige Kritik hat etwas Positives, insbesondere wenn man deren Meinung teilt:

In seinem letzten Film, der geschichtsrevisionistischen Hitler-Trivialschmonzette »Der Untergang« (O-Ton Bruno »Hitler« Ganz: »Die Spackhetti warr’n kutt!«), hat uns Oliver Hirschbiegel, der Regisseur dieses quälenden, bleischweren Machwerks, das er nun gedreht hat, gezeigt, wie sehr die Nazis und ihr sich mit Sorgenfalten auf der Stirn mühsam einherschleppender, sterbenskranker Führer im Zweiten Weltkrieg gelitten haben und wie sehr sie unser Mitleid verdient haben. In seinem neuen Low-Budget-Film zeigt er uns an der exemplarischen Figur des ­Intellektuellen Emanuel Goldfarb, wie sehr die deutschen Juden leiden unter ihrer angeblichen fixen Idee, nämlich der beständigen zwanghaften Thematisierung des Holocaust, wie stark auch ihr Bedürfnis nach dem ist, was heute ­»unverkrampfter Umgang mit der Geschichte« genannt wird und früher »Geschichtsvergessenheit« hieß, wie sehr auch sie die Walsersche Sehnsucht nach »Normalisierung« teilen und wie fürchterlich sie im Deutschland der Gegenwart unter dem krankhaften Philosemitismus der nicht jüdischen Deutschen und ihrer »ekelhaften Einfühlsamkeit« zu leiden haben. Man mag sich gar nicht vorstellen, welche Geschmacklosigkeiten künftig noch auf uns zukommen werden.

So schreibt Thomas Blum in der Zeitung Jungle World vom 18.01.2006.

Vergessen wir dabei bitte nicht, wie „Der Untergang“ gepriesen wurde, und wetten wir, dass „Ein ganz gewöhnlicher Jude“ zu einem ebenso preisgekrönten „Erfolg“ gekürt werden wird…