Ein neuer Name, kluger Text, empfehlenswert:
Emanuele Ottolenghi schreibt seit Jahren in English und Italienisch. Die Welt hat seinen Artikel vom Dezember 2005 jetzt in gekürzter Fassung übersetzt. Daraus:
Gnade, Reinheit, Erbsünde – christliche Vokabeln wie diese tauchen in der Rhetorik akademischer und journalistischer Debatten über die Geburt Israels regelmäßig auf.
Wenn aber die Brutalität, die Israel vorgeworfen wird, dem Projekt, das zu seiner Gründung führte, tatsächlich innewohnte, wie die Vorstellung der Erbsünde nahe legt – wie kann das dann überhaupt wieder gut gemacht werden? Sowohl logisch als auch gewissermaßen theologisch liegt das Heil in der politischen Entsprechung zur Konversion. Dieser Analyse zufolge wäre die Aufgabe seiner Identität als jüdischer Nationalstaat die Bedingung für Israels neues Leben im Zustand der Gnade.Heute wie gestern ist der jüdische Partikularismus – damals der religiöse, jetzt der staatliche – ein Dorn in Europas Fleisch. Heute wie gestern hieße, den Dorn zu entfernen, sich vom Partikularismus abzuwenden und sich hinterher der herrschenden Form der Erlösung zuzuwenden: damals dem Christentum, jetzt den Lehren des humanistischen Liberalismus.
Vor wie nach der Aufklärung ist es dabei geblieben, daß Europas Eliten sich ihre guten und ihre schlechten Juden leisten. Es gibt solche, die sie vereinnahmen und feiern; und dann gibt es jene, die sie strafen und verdammen. Für die einen ist ein Ehrenplatz unter Europas Sonne frei. Von den anderen hat sich das offiziell pluralistische und tolerante Europa abgewandt.
Die Passagen über N.Chomsky sowie über B.Morris sind auch nicht schlecht… :-)
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