Sendungsbewusstsein

Kritische Auseinandersetzung mit den Medien

Ein neues Buch von Michael J. Totten Samstag, 21. Juli 2012

Filed under: Lesefutter — peet @ 16:53 Uhr
Tags: , , , ,

Michael J. Totten gehört zu den besonders lesenswerten Journalisten, er hat eigenen Blick auf die Dinge, einen besonderen Ton und er berichtet vor Ort. Von ihm soll bald ein neues Buch erscheinen, mit dem Titel „Where the West ends„.

Ein düsteres Fragment daraus über die Reise nach Georgien wurde bei der „National Review online“ gestellt.

Einige Leser empören sich, dass es nicht touristisch verlockend aussieht!

 

Mark Steyn: Gedanken beim Anblick eines jüdischen Friedhofs Sonntag, 20. Juni 2010

„The lesson of a jewish cemetery“ – ein hervorragender Artikel von Mark Steyn, sehr lesenswert.
Zum Vergleich: Seit der Publizierung am 17.6.2010 sind mehr als 4500 Verlinkungen in English sichtbar, nur 1 (eins!) in Deutsch – bei der Achse des Guten.

 

Der Umgang mit dem Goldstone-Report Donnerstag, 24. September 2009

Die Auswirkung des Goldstone-Reports wird noch viele Wellen schlagen. Der Leiter und die Institution selbst besitzen eine Autorität, was sehr viele Leser geblendet hat. Verständlich. Umso wichtiger ist es, sich nicht nur mit der Wirkung der kurzen Medienberichte darüber zu beschäftigen, sondern auch die (noch wenigen) seriösen inhaltlichen Kritiken zu verlinken.
Mich haben besonders die folgenden Beiträge überzeugt:
von Jonathan Tobin
von Max Boot
von NGO-Monitor
von Richard Landes, der eine weitere Untersuchung angekündigt hat
von Jonathan Dahoah-Halevi

Das sind ernstzunehmende Beiträge. Für das Erste soll das auch ausreichen.

Nach deren Lektüre erscheinen gut gemeinte Aufrufe, sich mit dem Goldstone-Report sich doch bitte ausführlich auseinanderzusetzen, zumindest fraglich. Ich meine kochende Emotionen bei mondoprinte und erhobene moralische Zeigefinger bei Hartmut Finkeldey. Nach den inzwischen vielen, wahrlich unzähligen Versuchen, Israel zu verdammen, muss man sich nicht jeden Report antun. Das können wir getrost den Fachleuten überlassen. Links zu deren Beiträgen sind, siehe oben, schon da. Weitere sind willkommen.

 

Alpha-Blogger im eigenen Medium Sonntag, 16. August 2009

Filed under: Blogging,In eigener Sache,Lesefutter — peet @ 18:49 Uhr
Tags: , ,

Einige Tage lang habe ich die Listen bei rivva studiert. Verlinkte, vertwitterte Artikel angelesen, hier und da kommentiert und mich dabei ertappt, dies zu wichtig genommen zu haben. Wieder der Versuchung Widerstand geleistet, mich bei Twitter anzumelden.
Und dann wollte ich einer Idee nachlaufen, die nicht gleich klar war. Rivva, technorati, deutsche Blogcharts und andere wertende Suchmaschinen können nur Leser(=Klick)- und Linkzahl berechnen, nicht Inhalte. Was hilft es mir, wenn ich dem Pfad folge, den ich letzten Endes gar nicht gehen will?
Bei google, icerocket und anderen Tag-orientierten Suchmaschinen kann ich nur jeweils ein Thema verfolgen, und das bedeutet immer wieder Zeitaufwand und richtige Arbeit. Auch hier sind Perlen sehr-sehr selten. Auch wenn diese ihrerseits die Belohnung sind. Meist findet sich eine mir verwandte oder mich weiterbringende Meinung, Äußerung erst in einem weit versteckten Kommentar eines Users, der gar keinen Blog führt und nur einmalig da ist. Die vox populi ist zur Genüge präsent. Alpha-Blogger dienen in diesem Sinne als Katalysatoren, Medien, selten als Think-Thanks.
Das Gesagte ist bestimmt auch nicht neu. Ich probiere doch jetzt etwas weiter zu gehen. Selbst führe ich keinen Blogroll – für mich wäre es zu umständlich, einen solchen zu pflegen. Ein Blogaggregat, wie ich es mir wünsche, gibt es nicht. Man ist gezwungen, ständig durch die Blogrolls der anderen durchzuklicken, in der Hoffnung, Personen und Aussagen zu finden, die einen begleiten können. Was soll mit der Atomisierung des Netzes, wenn schon das reale Leben längst so weit ist?

Die Fragestellung ist also, was steht auf den Blogrolls der Alphas?
Von oben nach unten: Sascha Lobo, aktuell ganz oben, Platz drei. Auf der Seite selbst finde ich nichts für mich. Von den 28 personenbezogenen Blogs auf dem Blogroll kenne ich die wenigsten, die (fast) alle aufeinander verlinken. Nach dem Durchklicken stelle ich fest – alles stimmt. Nicht meine Nische. Keiner von denen wird auch meinen Blog lesen, klar. Die meisten von ihnen interessieren sich sowieso nur für sich, berichten von sich, sehen das Medium Blogging als öffentliches Tagebuch. Das führt mich, der ich sie persönlich nicht kenne, kaum weiter. Das meiste, was sie schreiben, interessiert mich ziemlich wenig, auch weil die persönliche Note darin viel zu stark ist. Oder zu gering. Viel Privates – Menschen, die dem Blogrollbetreiber nahe stehen. Sein Recht, klar. Darüber hinaus einige Entdeckungen – ein anspruchsvoller Blog von Bov Bjerg, ein Sammelsurium an Fundstücke von Peter Glaser. In einem der anderen Blogs – ein gutes Posting über Twitter. Noch weiter wurde ein Fragment aus dem Blog von Dave Winer übersetzt:

People come back to places that send them away. Places like Google, Yahoo, Craigslist, Youtube, even Twitter. These are the mainstays.

Peter Glaser gibt es so weiter (Link):

Die Menschen kommen immer wieder zu Sites zurück, die sie wegschicken. Sites wie Google, Yahoo, Craigslist, YouTube, auch Twitter. Das sind die Hauptumsatzbringer.

Es geht um Wegbereitung, Wegerschließung. „Tragende Säule“ wäre hier besser als „Hauptumsatzbringer“. Noch näher wäre etwas in der Art wie Hauptvermittlung oder Plätze, wo man sich am meisten aufhält. Den Gedanken wollen wir aber aufnehmen. Places sind übrigens auch nicht Sites. Na gut…

So funktioniert die Suche nach dem Brauchbaren. Ich folgte den Spuren der Alphas, bekam am Ende der Kette einen wundervollen Gedanken über die Rolle des Netzes, wobei Sascha Lobo nicht einmal davon weiß. Dazwischen, bei dieser Schnitzeljagd liegen 4 Glieder – und viel Recherchezeit. Wie bekannt, die populärsten Seiten weltweit sind die Sammlungen von skurillen Links wie z.B. Boing Boing. Aktuell eine Fotostory über eine „lebenslustigeEvelyn. Ich stoppe hier die weitere Recherche bei Rivva und deutschen Blogcharts. Es genügt vorerst.
Wir lernen daraus: einerseits gibt es weiterführende Verweise, die den Besucher auf einen Weg bringen. Sie sind auch ein Magnet, wieder zu uns zu kommen. Andererseits selbstreferenziell sind sie meist, ob der Eitelkeit geschuldet oder dem Medium selbst. Dritterseits enden sie irgendwann bei einem Content, welches ein Gefühl festhält und reproduziert. Um diesem Gefühl nachzukommen, brauchen wir Zeit und Bereitschaft darauf einzugehen. Geistiges Futter brauchen wir im Netz. Dann gehen wir allerdings auf die Jagd nach den nächsten Verweisen. Wenn wir das ständig tun, wer wird eigentliche Inhalte produzieren? Und wenn wir uns weiter im Kreise drehen und dafür Alphablogger beschuldigen, ist das denn richtig?

Soll ich vielleicht doch einen Blogroll herstellen?

 

Krauthammer schon wieder Freitag, 19. Juni 2009

Charles Krauthammer ist eine schillerne Persönlichkeit unter den Journalisten, er ist ein Meinungsmacher, eine wahre Thinkmachine. Ich verfolge immer  gerne seine Kolumne bei der Washington Post.

Seine neueste Kolumne ist Obama gewidmet (Link):

For all of his philosophy, the philosopher-king protests too much. Obama undoubtedly thinks he is demonstrating historical magnanimity with all these moral equivalencies and self-flagellating apologetics. On the contrary. He’s showing cheap condescension, an unseemly hunger for applause and a willingness to distort history for political effect.

Distorting history is not truth-telling but the telling of soft lies. Creating false equivalencies is not moral leadership but moral abdication. And hovering above it all, above country and history, is a sign not of transcendence but of a disturbing ambivalence toward one’s own country.

Vor einigen Tagen hat die „Jerusalem Post“ ihn interviewt, und den Text möchte ich auch empfehlen (Link):

[…] you defined Jewish music broadly as based on a sensibility rather than DNA. The lineup included the non-Jewish Dmitry Shostakovich’s so-called „Jewish finale,“ itself one of the only pieces that featured recognizably Jewish melodies. What, then, did you mean by a Jewish sensibility?

It’s music that’s either consciously or unconsciously drawn from the folk, the klezmer, the liturgical, the shtetl. Shostakovich, interestingly, absorbed that through his fellow musicians without having experienced it firsthand.

In music it would be drawn from the music of the folk. In literature it’s an interesting question, what’s a Jewish novel? Again, it has to do with whether there’s an attachment to or a feeling of or a concern with the Jewish experience and Jewish destiny, though that’s to put it very broadly and bluntly and crudely.

We’re not going to do Felix Mendelssohn. He was genetically Jewish, but he was so consciously Christian, and he tried to be European. That’s fine – he’s one of the great composers and he’s in the European canon – but he’s not particularly of interest to us simply because he happened to be genetically Jewish.

[…] In Europe I think it is that the era of Holocaust guilt is over. It was a generational phenomenon. Now that it’s over, Europe is reverting to its natural anti-Semitism – not with the virulence obviously that we saw in the early 20th century, but the norm for the 19 centuries before that – Jews as alien, Jews as troublesome, Jews as not quite trustworthy. And it’s writ large for Israel. The Jewish people have lost Europe. Israel’s lost Europe. The one place it hasn’t been lost is America, where there are tens of millions of Americans who are strongly Zionist and many other who are sympathetic. One of the things I try to do is make the case, which I find a very easy case to make, to oppose the fashionable anti-Israeli trend.

[…] How do you see the ultimate resolution?

Everyone knows what the resolution will be. It will be along the lines of the Clinton-Barak proposal in 2000 at Camp David. And I can give you the terms of the agreement on the back of an envelope right now. It will be 5 percent of the West Bank, which will involve some of the larger Israeli settlements, which Israel will take. Israel will give Palestinians equivalent territory out of Israel proper. There will be a Palestinian state, a Jewish state, and Jerusalem will be divided along the lines Ehud Barak offered, and that’s what it’s going to look like. […]

 

Eine Weihnachtsgeschichte Dienstag, 9. Dezember 2008

Filed under: Lesefutter,Medien,USA — peet @ 14:08 Uhr
Tags: , ,

Pünktlich geliefert, allerdings nicht in der deutschsprachigen Medienwelt: Ein dreijähriger Bub ging mit zwei 12-Wochen alten Welpen in den dichten Wald und wurde erst nach 21 Stunden wieder gefunden. In der Nacht wurde es minus 8 Grad. Die drei Kameraden schliefen in einer engen Umarmung und dank der Wärme der Welpen hat Jaylynn Thorpe die Kälte gut überstanden. Kaum zu glauben. Eine schöne Geschichte. Nachzulesen z.B. bei WDJB7 oder bei New York Daily News etc.

 

Eldad Beck: Die deutschen Medien gehören vors Gericht Donnerstag, 18. September 2008

Während der kleine Antisemitismusstreit 2008 in Deutschland ganz gemütlich geführt wird, sagt Eldad Beck in der israelischen Zeitung „Yediot Achronot“ direkt und geradeaus, was er dazu denkt. Die deutsche Botschaft in Tel-Aviv war so nett, seinen Artikel am 17.9. 2008 zu referieren:

Ein Kölner Gericht musste vor kurzem über eine ziemlich schwierige Frage entscheiden: Hat ein Jude das Recht, einen anderen Juden als Antisemiten zu bezeichnen?

Und so gelangte diese absurde Frage ausgerechnet vor ein deutsches Gericht: Evelyn Hecht-Galinski ist die Tochter von Heinz Galinski, einem Holocaustüberlebenden, der nach dem 2. Weltkrieg die unmögliche Aufgabe auf sich genommen hatte, die jüdische Gemeinde in Deutschland wieder zu beleben. 43 Jahre lang stand er der jüdischen Gemeinde von Berlin vor, und er fungierte auch als erster Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

In Israel war Galinski nicht unbedingt beliebt. Der Gedanke, dass im Land der deutschen Mörder wieder jüdisches Leben entsteht, erschien vielen fremd und sogar pervers. Galinski nahm den Israelis ihren Standpunkt nicht übel, er glaubte jedoch daran, dass Juden auch nach dem Holocaust in der Diaspora leben können, sogar in Deutschland.

Seine Tochter Evelyn führt seit Jahren einen bitteren Krieg gegen Israel. Bei öffentlichen Auftritten und in unzähligen Interviews behauptet sie: „Israel will alles, nur keinen Frieden“, „Die israelische Gesellschaft ist autistisch“, „Die Holocaustopfer werden von Israel zu politischen Zwecken missbraucht“ und auch „Die jüdische Gemeinde wurde zum Sprachrohr der israelischen Propaganda“.
Wegen dieser Einstellung zu Israel wurde Hecht-Galinski zum Star in den deutschen Medien. Immerhin spricht sie ja aus, was viele Deutsche denken, sich jedoch nicht sagen trauen: Israel ist schrecklich, fürchterlich und hat eigentlich überhaupt kein moralisches Existenzrecht. Wenn die Tochter des ehemaligen Präsidenten der jüdischen Gemeinde so etwas sagt, dann erhalten diese Äußerungen einen
„Koscherstempel“.

Die übertriebene Aufmerksamkeit, die Hecht-Galinski in Deutschland erhält, begann Henryk Broder, einem jüdisch-deutschen Schriftsteller, der ihre Meinung nicht teilt, auf die Nerven zu gehen. Nach einem weiteren Interview, das sie einem der staatlichen Rundfunksender Deutschlands gab, schickte Broder ein Protestschreiben an die Leitung des Senders, in der er Hecht-Galinski anti-israelische und antisemitische Haltungen vorwarf. Der Brief wurde an sie weitergeleitet, und sie reichte sofort eine
Verleumdungsklage gegen Broder ein.

Die juristische Auseinandersetzung zwischen den beiden wurde zu einem heißen Thema in der deutschen Presse, die haufenweise Kommentare veröffentlichte, die zum Großteil Hecht-Galinski in Schutz nahmen. Das Gericht legte fest, dass Broder das Recht habe, Hecht-Galinski als Antisemitin zu bezeichnen, wenn er diese Aussage beweisen könne. Beide Seiten werteten dieses Urteil als Sieg.
Hecht-Galinski hat natürlich das Recht, ihre Meinungen frei zu äußern. Das Problem liegt darin, wie die deutschen Medien, sowohl die privaten als auch die staatlichen, von ihr und ihresgleichen Gebrauch machen. Seit Jahren stellen die deutschen Medien den Auffassungen radikaler Linker, jüdischer und deutscher, eine sehr breite Bühne zur Verfügung, damit diese Israel schlecht machen können. Einige von ihnen machen daraus in Deutschland eine Karriere und auch ein Vermögen.
Man bezeichnet sie als „die andere jüdische Stimme“, die Stimme der Vernunft und der Logik, des Verzichts und der Zurückhaltung, der Versöhnung und des Friedens.

Andere Stimmen, in Israel und in der jüdischen Gemeinde, können in Deutschland ihre Haltung nur selten zum Ausdruck bringen. Sie gelten von vornherein als rechts, kämpferisch und faschistisch, und, bitteschön, kommt den Deutschen bloß nicht mit Tatsachen.

Das ist das traditionelle antisemitische Konzept: Der „gute“ Jude tut, was man von ihm erwartet. Der „schlechte“ Jude besteht auf seinem Standpunkt und ist streitsüchtig. Wer vor Gericht gestellt werden sollte, das sind die deutschen Medien.

Quelle: Medienspiegel der Deutschen Botschaft Tel Aviv

 

Ein neuer Artikel von Emanuele Ottolenghi Montag, 15. Oktober 2007

Schon vor mehreren Monaten habe ich Emanuele Ottolenghi meinen Lesern empfohlen (Link), jetzt hat er das selbe Thema („die guten Juden“) aktualisiert (Link). Ist mit einer Übersetzung zu rechnen?

Alfred Grosser, Rolf Verleger et C° – das ist Gute-Nacht-Lektüre für euch.

 

Blogger verstehen Journalisten Sonntag, 29. April 2007

Filed under: Blogging,Lesefutter,Medien — peet @ 23:03 Uhr
Tags: , ,

Jan Schmidt hat in dem Bamblog seinen Vortrag zum Thema „Öffentlichkeit im WEB 2.0“ online gestellt (Link). Ein kluger und inhaltsreicher Text. Ich würde sagen, drin ist alles, was zum Thema aktuell zu sagen wäre, inklusive eine selbstredende Tabelle:

Die meisten Blogger, Podcaster oder YouTube-Nutzer wenden sich eben nicht an eine generelle Öffentlichkeit, sondern wollen Gedanken, Informationen und Meinungen mit anderen teilen. „Öffentlich“ heißt im neuen Internet nicht mehr zwangsläufig „gesellschaftsweit relevant“, sondern oft einfach nur: „für alle zugänglich, die es interessiert“. 

Journalisten sind leider noch nicht so weit…

 

Journalisten versus Blogger 1 Dienstag, 27. März 2007

Filed under: Blogging,Lesefutter,Medien — peet @ 7:01 Uhr
Tags: , ,

Noch ein Beispiel korporativen Denkens: Journalisten verteidigen ihren Revier. Zum Glück, nicht alle. Die Erde, auch die deutsche, dreht sich weiter.

Als Nebenprodukt der Kämpfe sind mehrere lesenswerte Texte entstanden. Davon eine kleine Auswahl zum Thema:

Die viel rezipierten Thesen von Jochen Wegner („Focus“) wurden bei Moe besprochen (Link), anbei ein treffender Kommentar von anobella (Link).

Markus Pirchner (Link) und Thomas Knüver (Link) nehmen die Bemühungen von Thomas Leif, die deutsche Presse zu retten, auseinander.

Erik (Link) macht Christoph Neuberger fertig. Dieser arbeitet allerdings weiter und bringt weitere soziologisch gefärbte Untersuchungen. Seine neueste, aus meiner Sicht gut brauchbare Sammlung statistisch bewerteter Meinungen mit dem Titel „Weblogs und Journalismus: Konkurrenz, Ergänzung oder Integration?“ ist als pdf-Datei online (Link). Dazu gehört auch ein Blogeintrag bei Jan Schmidt (Link).

Fünf Thesen von Jörg Kantel (Link) sind eine beeindruckende positive Erscheinung. Einige weiterführende Beispiele sind bei Thomas Mrazek (Link), Timo (Link) und Jan Tißler (Link) zu finden.

 

Schlammschlachten 1 Samstag, 24. März 2007

Sehr-sehr problematisch, darüber zu schreiben, ich weiß. Bei den Recherchen zu medienkritischen Themen stoße ich aber immer wieder auf – aus meiner bescheidenen Sicht – lesenswerte Diskussionen in Blogs, die vielleicht noch nicht jeder mitgekriegt hat, auch wenn sie nicht so ganz neu sind.

Eine erste davon soll hier verlinkt werden ( ich bin davon überzeugt, sie wird nicht die letzte sein). Hier wird – das ist das Unterschiedsmerkmal – der Hauptakzent auf die persönlichen Animositäten gelegt. Inhalte erscheinen fast ausschließlich nur im Hintergrund, obwohl sie viel wichtiger und für Meinungsverschiedenheiten ausschlaggebend sind. Es ist also nicht nur eine Parade der Eitelkeiten und nicht nur ein Streit darüber, wer von sich behaupten kann, er sei eine höhere Moralinstanz.

Es gibt einen hervorragenden Journalisten, Henryk M. Broder. Seine Bücher sind gut, aktuell und bringen nicht nur zum Nachdenken, sondern führen auch zu Diskussionen. Seine Auftritte im Fernsehen sowie im Internet sind mehr ein Nebenprodukt, wie es mir scheint, dafür erzeugen sie allerdings mehr Echo, aus verständlichen Gründen (hier und hier).

Es gibt einen ausgezeichneten Blogger, Stefan Niggemeier, der mit seinem Bildblog einen Meilenstein im deutschen Web gesetzt hat. Ohne das zu wollen, hat er zur Qualitätsverbesserung der Zeitung beigetragen, die dadurch nicht lesenswerter wurde, und ein Produkt geschaffen, welches ein Teil der deutschen Medienlandschaft geworden ist.

Warum auch immer, gefällt dem zweiten die Tätigkeit des ersten nicht. Broder steht Niggemeier sozusagen im Wege. In seinem zweiten Blog greift Niggemeier Broder persönlich an und erlaubt seinen Kommentatoren antisemitische Äußerungen (Link, insgesamt 62 Kommentare).

Das ist noch nicht alles. Die Axel-Springer-Akademie hat neulich einen Weblog installiert, der vom Direktor, Jan-Eric Peters, geführt wird, welcher früher die „Welt“ leitete. In dem Moment, als Niggemeier diesen Blog unter die Lupe nimmt (Link), antwortet Peters in seinem Blog darauf (Link). Kommentare gehen in beide Richtungen sehr bissig und aneinander vorbei (bei Niggemeier 134 Kommentare, bei Peters – 38). Parallel dazu schreibt Thomas Knüwer zum selben Thema inhaltlich bezogen (Link), sein Text wird kaum beachtet (3 Kommentare).

Das ist immer noch nicht alles. Der selbe Artikel von Broder (Link), auf welchen sich Niggemeier bezieht, findet viel später noch einmal eine Reaktion, diesmal von Robert Misik in der TAZ (Link), worauf Broder selbstverständlich auch antworten musste (Link). Ich meine, alle verlinkten Diskussionen bilden eine reife Kolportage-Lektüre. Die thematische Verknüpfung ist nicht immer offensichtlich und den Beiteiligten nicht so ganz ersichtlich. Aber auch daraus kann man viel Denkstoff abgewinnen. Ist es nun nur eine Schlammschlacht?

 

Zwischen „Stern“ und „EU Referendum“ Donnerstag, 10. August 2006

Die wichtigsten Fragmente aus der Stern-Publikation sind die folgenden (Link):

Keiner der anwesenden Journalisten oder Fotografen hatte den Eindruck, Teil eines Hisbollah-Schauspiels zu sein. Nick Blanford, seit zwölf Jahren im Libanon und für „London Times“ und „Time“ als einer der Ersten am Ort, sagt: „Die Rot-Kreuz-­Leute haben die Leichen nacheinander aus dem verschütteten Keller getragen. Am Anfang kamen die Ambulanzen gar nicht bis zum zerstörten Gebäude durch. Die Männer mussten die Leichen etwa 500 Me­ter weit tragen. Deshalb gibt es viele Bilder von Helfern mit Kindern auf dem Arm.“

Auch Tim Fadek, für die Agentur Pola­ris in Kana, konnte kein Indiz für eine
In­szenierung entdecken: „Alle waren aufge­regt, und es herrschte ziemliches Chaos. Als dann die Leichen aus dem Keller getra­gen wurden, waren auch die Sanitäter mit den Nerven am Ende. Wenn sie einmal ein Kind in eine Kamera hielten, dann nicht als Pose, sondern schlicht aus Ärger und Verzweiflung: Seht, was mit unseren Kin­dern geschehen ist!“

Das sieht ungefähr so aus:

Keine Inszenierung selbstverständlich. Diese 10 Fotographen sind nur ein bisschen aufgeregt. Das andere Fragment bezieht sich auf die Aussagen des „Helfers“:

„green helmet“ heißt mit bürgerlichem Namen Salam Daher. Er ist 38 Jahre alt, lebt in Marjayoun, hat drei Söhne und ar­beitet seit 1986 für den libanesischen
Kata­strophenschutz. Er ist kein Mitglied der Hisbollah. Normalerweise hilft er bei Waldbränden, Verkehrsunfällen oder Na­turkatastrophen. Daher erfuhr er vom
Bom­bardement um ein Uhr in der Nacht, konnte aber erst morgens um sieben nach Kana fahren, da israelische Kampfjets die Straße beschossen. Vom stern zu den Inszenierungsvorwürfen befragt, sagt er: „Es ist lächerlich. Ich habe mehr als zehn Kin­der aus den Trümmern gezogen, bin am Ende ja fast selbst zusammengebrochen.
Überall waren Fotografen, man konnte kaum richtig arbeiten. Einmal habe ich ein Kind hochgehalten, damit alle ein Bild machen konnten – aber doch nur, damit ich danach Ruhe hatte, um weiter nach Überlebenden zu suchen!“

Die Videoaufzeichnung vom NDR, die von einem Kommentator des vorherigen Postings empfohlen wurde (Link), spricht eine andere Sprache. Eine bessere Widerlegung gibt es nicht. Ausserdem ist dieser einfacher Helfer, der mal da mal hier ein bisschen hilft, ganz anderes Kaliber und zwar

the civil defence chief in southern Lebanon (Link).

Ich glaube, die Aufregung kann man vergessen. Dieses Stern-Interview war nichts – keine Argumente, keine professionelle Arbeit. Die Enthüllung lässt sich nicht zu einer Verschwörungstheorie herunterspielen. Schließlich kann jeder die Fakten selbst sehen.

 

Krieg gegen Israel 10 Freitag, 4. August 2006

Die Zahl der Publikationen zum Thema wächst, es wird zunehmend schwieriger, etwas Lesenswertes zu finden. Im Grunde genommen, bleibt die Mehrheit der Publikationen der Losung treu: „Israel droht mit der Selbstverteidigung“. Einige wertvolle Ausnahmen dienen als willkommenes Feigenblatt, um vor den Vorwürfen der Einseitigkeit zu bewahren.

Von den vielen Publikationen nenne ich drei:

Die eine fand ich in der „Frankfurter Rundschau“ vom 1.7.2006. Knut Ipsen, ehemaliger Präsident des Deutschen Roten Kreuzes und Mitglied des Ständigen Schiedsgerichtshofes in Den Haag, zeigt die Grenzen des aktuellen Völkerrechts. Er verurteilt die Hisbollah und findet keine Worte der Unterstützung für die Selbstverteidigung Israels:

Wer Israels Völkerrechtsverstöße gegen den Libanon feststellt, muss allerdings auch zugleich festhalten, dass der Libanon mit der Hisbollah eine Organisation beherbergt, die sich ausdrücklich außerhalb des Völkerrechts stellt. Die Forderung nach Vernichtung eines anderen Staates mitsamt seiner Bevölkerung, Geiselnahmen mit Erpressung, flächenwirkende Raketenüberfälle auf zivile Wohnstätten: Dies alles sind Aktionen, die, würde ein Staat sie vornehmen, zu schwersten Völkerrechtsverletzungen zählen würden.

Die Hisbollah als nichtstaatliche Organisation führt gegen Israel einen asymmetrischen Krieg, für den das zwischen Staaten geltende Völkerrecht nicht geschaffen worden ist und das hier auch nur über den Umweg zur Anwendung gelangt, der in der Konfrontation zwischen Israel und dem Libanon, dem Herbergsstaat der Hisbollah besteht.

Die Reihenfolge der Besprechung sagt eigentlich schon alles – zuerst wird Israel belehrt, wie man Kriege führt. Dann erst, am Ende des Artikels wird „allerdings“ auch die Hisbollah erwähnt.

Ein netter Artikel stammt von Bret Stephens in der „Wall Street Journal“ von heute. Daraus zitiere ich mehr, da diese Zeitung schon am nächsten Tage normalerweise nicht erreichbar ist:

An Honest Man
How do you spot an anti-Semite? Ask about Israel.
So Mel Gibson, arrested in Malibu, Calif., for drunk driving, tells a police officer that „the Jews are responsible for all the wars in the world.“ Pity the actor for not substituting the word „Israelis“ for „Jews.“ The latter apparently confirms his long-suspected anti-Semitism. The former would have made him a darling of right-thinking progressives the world over, especially at this moment of Middle East stress.

How do you spot an anti-Semite? An old joke tells the story of an elderly traveler at the Vienna train station asking passersby whether they hate Jews. After a score of indignant „No’s,“ one fellow finally admits that, why yes, he does hate them. „Thank goodness for an honest man!“ exclaims the traveler. „Would you mind looking after my bags while I run to the men’s room?“

Real-life efforts to identify anti-Semites tend to be more complicated. When French synagogues were torched at the height of the intifada three years ago, Tony Judt, a Jewish scholar at New York University, described them not as incidences of anti-Semitism but as „misdirected efforts, often by young Muslims, to get back at Israel.“ Last Friday, a Muslim-American named Naveed Afzal Haq forced his way into the offices of the Jewish Federation of Greater Seattle, shot five people and killed one. „These are Jews, and I’m tired of . . . our people getting pushed around by the situation in the Middle East,“ Mr. Haq reportedly told a 911 operator. Perhaps this, too, was just another misdirected effort to combat Middle East injustice.

Then there is the tricky matter of criticism of Israel and whether those who dislike the Jewish state dislike Jews as well. „Anyone who criticizes Israel’s actions or argues that pro-Israel groups have significant influence over U.S. Middle Eastern policy . . . stands a good chance of being labelled an anti-Semite,“ write Stephen Walt of Harvard and John Mearsheimer of the University of Chicago in a recent controversial paper. The professors allege that the so-called Israel Lobby manipulates the media, infiltrates the academy, blackmails politicians and gets the U.S. to finance or fight immoral wars on Israel’s behalf–familiar anti-Semitic tropes, at least when directed explicitly at Jews. But Messrs. Walt and Mearsheimer insist that their criticism is only of the Lobby, not of Jews per se, and suggest that their harshest critics are latter-day Joe McCarthys.

Barring some Gibson-like indiscretion on their part, it may be impossible conclusively to prove them wrong. But a study in the current issue of the Journal of Conflict Resolution (http://jcr.sagepub.com) by Yale University scholars Edward Kaplan and Charles Small offers solid statistical evidence that the harsher one’s views of Israel, the likelier one is to be an anti-Semite.

Messrs. Kaplan and Small employ data from a 2004 survey of European attitudes toward Jews and toward Israel commissioned by the Anti-Defamation League. Five thousand people in 10 European countries were asked to agree or disagree with 11 statements about Jews: for instance, that „Jews are more willing than others to use shady business practices“ or that „Jews don’t care what happens to anyone but their own kind.“ (Agreeing with more than five of the questions qualified one as an anti-Semite, according to the ADL.) The respondents were also asked to agree or disagree with four questions related to the Israeli-Palestinian conflict, such as whether Israel’s treatment of Palestinians was similar to South Africa’s treatment of blacks during apartheid.

The results were remarkable. Among those who held the most negative views of Israel, some 60% also believed that Jews engaged in shady financial practices, and more than 70% thought that Jews had too much business power. Whatever the respondents‘ religion, nationality, sex or income level, the more intense their dislike of Israel, the likelier they were to be anti-Semitic. Altogether, 56% of those harboring strong anti-Israel feelings were also anti-Semitic. (For the record, the survey found that Spain was the most anti-Semitic country in Europe, with 22% of respondents qualifying as anti-Semites, while Denmark and the Netherlands, at 8%, were the least.)

This does not mean, of course, that even the most strident opponents of Israel are necessarily anti-Semites. But in a telephone interview, Mr. Kaplan explained the significance of his findings this way: „Say you’re at one of those anti-Israel rallies. Say you ask them whether they are anti-Semitic. Say all of them say no. Statistically speaking, more than half of them are lying.“

All of which puts the brouhaha over the now-penitent Mr. Gibson in a different light. Once they run him out of Hollywood, they might just fix him up with a job at a train station. At least he’s an honest man.

Kann dieser Artikel in einer deutschen Zeitung übersetzt werden? Wetten werden aufgenommen.

Dafür kann man ganz sicher sein, dass der Artikel von Jürgen Elsässer in der „Jungen Welt“ vom 2.7.2006 irgendwann zu den Klassikern der antisemitischen Literatur gezählt wird. Der Satz wie

Im Libanon kämpfen Islamisten, Nationalisten und Linke Schulter an Schulter gegen die Aggressoren.

verspricht ein großer Renner zu werden. Dieser Text ist so dreckig, dass ich gar nicht empfehle, sich an ihm schmutzig zu machen. Noch offener zeigen sich ihn unterstützende Leser, die jubeln:

Die Nachkommen der jüdischen Opfer haben kein Recht, im Namen dieser Opfer wieder faschistischen Völkermord zu betreiben.

Eine ausführliche und fundierte Kritik dazu hat Sascha Klein im Blog „Telegehirn“ geschrieben – es genügt, diese Kritik zu lesen.

 

Krieg gegen Israel und seine Darstellung in den Medien 1 Freitag, 14. Juli 2006

Spätestens seit der zweiten Entführung der israelischen Soldaten ist Krieg, und hoffentlich bleibt es bei zwei Fronten. Die Propagandamaschine der terroristischen Organisationen läuft auf Hochtouren. Jede unkritische Weiterleitung ihrer Lügen ist eine Beteiligung an der psychologischen Führung der Kämpfe. Nichts Neues, aber wahr: Viele machen mit.

Ich zähle einige Falschmeldungen weiter unten auf, zuerst aber möchte ich die treffenden Analysen der Lage verlinken, im Glauben, dass es mehr Sinn ergibt.

Die wichtigsten Beiträge sind auf der Homepage der Israelischen Botschaft zu finden. Darunter die Übersetzung eines Artikels aus der Jerusalem Post vom 9.7. von Barry Rubin. Etwas ironisch geschrieben, aber sehr einleuchtend. Zum Beispiel,

– Es gibt kaum moderate Palästinenser im öffentlichen Leben und die wenigen, die es gibt, halten ihren Mund oder geben die militante Mehrheitsmeinung wieder. Mit wenigen Ausnahmen – die an den Fingern abzuzählen sind – kann ein moderater Palästinenser in der Praxis gewöhnlich als jemand definiert werden, der sich in gutem Englisch für den Terror entschuldigt. Das Mantra „Man muss den Moderaten helfen“ kann unter diesen Bedingungen nicht funktionieren. […]
Palästinenser greifen Israel nicht an, weil Israel sie angreift, sondern weil dies das einzige Programm ist, das sie haben. […]

– Das Zwischenziel lautet, vorgetäuschte Siege für sich zu beanspruchen. Diese sind in der Realität jedoch nichts anderes als teure Niederlagen. Wenn nach 40jährigem bewaffnetem Kampf der große Triumph der Bewegung darin besteht, dass einmal im Jahr ein israelischer Vorposten zerstört und ein israelischer Soldat entführt wird, dann zeigt dies eine bemerkenswerte Schwäche auf dem Kampffeld. Indem man Israel durch Raketenangriffe Schaden zufügt, dient man keinen palästinensischen Strategiezielen. Das einzige Ziel, das erreicht wird, besteht darin, dass sich die Menschen in Anbetracht dieses Schadens gut fühlen (obwohl sie selbst viel mehr Schaden dadurch erleiden).

Märtyrer zu feiern bedeutet schlichtweg, mit den eigenen Opfern zu prahlen. […]

– Infrastruktur ist nicht nur unwichtig, sie stört den umfassenden Kampf. Denn wenn sich Palästinenser mit der Schaffung von Arbeitsplätzen, Erziehungs- oder Gesundheitssystemen oder einer erfolgreichen Wirtschaft beschäftigen, macht sie das zufriedener bezüglich ihres Schicksals und weniger willig, für die Sache zu kämpfen und zu sterben. […]

– Benutze das Leiden deines Volkes, um internationale Unterstützung zu erhalten. Die palästinensischen Führer schrecken nicht vor Zerstörung oder dem Leiden des Volkes zurück. Nachdem gesagt worden war, die Hamas habe die Minen verlegt, die palästinensische Zivilisten letzten Monat getötet haben, meinte eine amerikanische Zeitung, dass die Hamas dem eigenen Volk so etwas doch niemals antun würde.

Im Gegenteil: Es gibt ein langes Muster der Opferung palästinensischen Lebens und Wohlstandes für Propagandazwecke. Kinder werden von offiziellen palästinensischen Medien ermutigt, Terroristen und somit „Märtyrer“ zu werden.

– Lüge ohne Ende, belüge nicht nur alle anderen sondern auch dich selbst. Porträtiere Israel immer als falsch und Amerika immer als feindlich. Die Unfähigkeit der Palästinenser, über diese Propaganda hinauszugehen, und die pausenlose Dämonisierung haben – außer in seltenen Zeiten während des Oslo-Prozesses- sichergestellt, dass die Palästinenser nicht erfolgreich im Umgang mit diesen Ländern sind.

So lautet eine Verlierer-Strategie: Zerstöre deine Infrastruktur; mache internationale und sogar arabische Unterstützung durch Extremismus zunichte – niemand ist mehr überrascht, dass nicht einmal arabische Staaten etwas tun, um den Palästinensern aus ihrem Durcheinander herauszuhelfen; werfe Chancen für das Erreichen von Zwischenzielen (einen Staat zu bekommen) weg, um keine Kompromisse bezüglich der Chance auf einen totalen Sieg einzugehen; wiederhole alte Fehler; freue dich über Niederlagen, die Märtyrer hervorrufen; verhöhne die einzige Supermacht der Welt; preise die Anarchie; büße jede Chance ein, die Sympathien der anderen Seite zu erlangen.

Eine solche Selbstmordstrategie kann –wie die Selbstmordanschläge auch – dem Feind Verluste zufügen, ihn jedoch nicht besiegen. In der Tat garantiert das Opfern so vieler möglicher Vorteile, dass die Kluft ständig breiter wird, und zwar zum Vorteil der anderen Seite.

Da jedes Zeichen von Widerstand gegen diesen katastrophalen Zugang an die politische Materie fehlt, scheint es, dass es noch einige Jahrzehnte mehr voller glorreicher Niederlagen und Märtyrertum geben wird. Vielleicht werden es sogar so viele sein, dass selbst diejenigen im Westen, die weiterhin etwas anderes erwarten, verstehen werden, was hier vor sich geht.

In denselben Nachrichten der Botschaft wird eine Information erwähnt, die das noch einmal bekräftigt:

Die Hamas-Regierung hat in den vergangenen Tagen Hunderte Palästinenser aus dem Gazastreifen daran gehindert, zur ärztlichen Behandlung nach Israel auszureisen. Das teilten hochrangige Stellen in der Einheit zur Koordination der Regierungsaktivitäten in den palästinensischen Autonomiegebieten mit.

In der Einheit erklärte man, das Ziel der Hamas sei, den Eindruck zu vermitteln, als gäbe es im Gazastreifen eine humanitäre Krise, um dann Israel die Schuld in die Schuhe schieben zu können. Die Stellen teilten am Samstagabend mit, dass die Hamas in den vergangenen zwei Wochen etwa 460 kranken Palästinensern die Ausreise nach Israel verweigerte. Anstelle von etwa 300 Kranken, die gewöhnlich jede Woche aus dem Gazastreifen nach Israel ausreisen, um dort behandelt zu werden, gestattet die Hamas nur rund 70 Personen pro Woche, israelische Krankenhäuser aufzusuchen.

Vor etwa einer Woche genehmigte die Regierung den Vorschlag von Verteidigungsminister Amir Peretz, eine humanitäre Soforthilfe von 50 Mio. Shekel an die Palästinenser zu überweisen, um die Situation der Zivilbevölkerung zu erleichtern. Nach Angaben der Stellen, weigert sich die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) aber bis heute, das Geld anzunehmen.

Diese Meldung stammt vom 9.7. Ich habe sie nirgenwdo mehr wiedergefunden, sie wird schlichtweg ignoriert.

Eine empfehlenswerte nüchterne Analyse der aktuellen Lage habe ich bei der NZZ gefunden, von einem vk unterzeichnet. Ansonsten gibt es nur typische Lügen bei Telepolis, diesmal von einem Peter Bürger, wo schon wieder ein Märchen erzählt wird: „Millionen [sic!] Palästinenser mussten aus dem Gebiet des heutigen Israels flüchten“. Spielbergs Film „München“ wird für die jüdische Bibel gehalten etc. Thorsten Schmitz empört sich heute im Magazin der „Süddeutschen“ über Schwierigkeiten der Juden, die aus Äphiopien nach Israel kamen und von ihm über ihre Probleme ausgefragt wurden. Skurrilerweise widmet die SZ am selben Tag vergleichbaren Schwierigkeiten der Einwanderer in Deutschland zwei volle Seiten. Immerhin fast wie in Israel.

 

Efraim Inbar bei ARD Mittwoch, 28. Juni 2006

Auf der Internetseite der Tagesschau kann man heute ein inhaltsreiches und authentisches Interview mit einem anerkannten Politologen aus Israel zu aktuellen Themen lesen. Das will ich mal loben. Einfach formuliert, für schlichte Gemüter soll es auch verdaulich sein. :-)
Gut gemacht, Christian Radler!

Die anderen Aufsätze Inbars kann man auf seiner Homepage verlinkt finden.