Sendungsbewusstsein

Kritische Auseinandersetzung mit den Medien

Thorsten Schmitz: Unkonzentrierte Israelis Dienstag, 13. Juni 2006

Filed under: Allgemein — peet @ 8:51 Uhr
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Thorsten Schmitz gehört zu den besten Journalisten, die in den deutschen Zeitungen über Israel schreiben. Eigentlich. Ja, sehr selten macht er seine Leser darauf aufmerksam, dass Israel etwas besonderes ist und Israelis anders sind als seine Leser. Die anderen tun das jeden Tag, er dagegen selten. Es bleibt aber dabei. Ein Beispiel von vielen:
In der heutigen „Süddeutschen“ berichtet Thorsten Schmitz über einen großen Verkehrsunfall mit mehreren Toten. Der Bericht ist voller Details. Die Zeitung betitelt den Beitrag in üblicher „bescheidenen“ Manier:

Totales Verkehrschaos

Warum denn? Ganz einfach, weil im Text steht:

In Israel kommt es täglich zu Verkehrsunfällen, weil viele Autofahrer unkonzentriert und oft entgegen Verkehrsregeln fahren. Jede Woche sund deshalb Verkehrstote zu beklagen.

Diese besondere Aufmerksamkeit auf die Unaufmerksamkeit in dem Staat Israel und seinen unkonzentrierten Autofahrern gegenüber grenzt an ein Panoptikum. In Deutschland stirbt infolge von Verkehrsunfällen „fast alle 90 Minuten ein Verkehrsteilnehmer tödlich“ (Link). „Insgesamt 5.844 Menschen verloren im vergangenen Jahr 2004 ihr Leben im Straßenverkehr.“ (Ebenda) Im selben Jahr 2004 sind in Israel 190 Menschen in Verkehrsunfällen gestorben (Link). Vergleichen wir prozentual: Von 83 Millionen Menschen in Deutschland macht es 0,007 %. In Israel wohnen 7 Millionen Menschen, daraus ergibt sich der Prozentsatz von Verkehrsopfern 0,003 %. Derselbe Prozentsatz wäre für die USA 0,014 %, weitere Daten für Europa kann jeder aus den Angaben der Europäischen Komission ausrechnen (Link).

Was ich damit sagen will: In Israel gibt es weniger Verkehrstote als in Deutschland – sowohl in absoluten Zahlen als auch in der relativen Rechnung und viel-viel weniger als in den USA, China etc.

Diese besondere Aufmerksamkeit, dieses ganz besondere Interesse zu allem, was in Israel passiert, diese Konzentration der Aufmerksamkeit – im Unterschied zu den unkonzentrierten Autofahrern – was will sie uns sagen?

 

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